Mit der Gründung der BürgerEnergie Fürfeld Agri-PV GmbH & Co KG wagen die Kraichgauer Güterverwaltungen KG und die BürgerEnergie Kraichgau eG einen großen Schritt, um die gemeinsame Nutzung einer 20 Hektar großen Fläche für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten und die Gewinnung von Solarstrom in Kombination in größerem Stil auszutesten.
Wie Daniel Knoll (Geschäftsführer des Projektierers Sonnige Projekte UG) ausführt, werden bifaziale PV-Module (diese produzieren auf beiden Seiten Strom aus Sonnenlicht) auf in Nord-Süd-Richtung stehende in den Boden gerammte Träger montiert, so dass die Sonne morgens und nachmittags bestmöglich eingefangen werden kann. Neben dem Effekt, dass zu diesen Tageszeiten die Sonne halbwegs flach steht und somit einen guten Einstrahlwinkel hat, wird zudem ein für den Markt interessantes Stromprofil erzeugt, so dass die Anlage ohne weitere Förderungen auskommen wird. (Bild: Visualisierung)
„Aktuell planen wir mit einem Reihenabstand von 12-15m, so dass wir die Fläche weiterhin auch zum Getreideanbau nutzen können und mit großem Gerät wie z.B. einem Mähdrescher dazwischen arbeiten können.“, schildert Freiherr Michael von Gemmingen seine Planungen bezüglich der landwirtschaftlichen Nutzung. Durch den Einsatz modernster sattelitengesteuerter Landmaschinen ist eine bis auf den zentimetergenaue Befahrung der Fläche möglich. Das ist auch wichtig. Immerhin soll auch weiterhin mindestens 80% des landwirtschaftlichen Ertrags dort zu erzielen sein. Ein Mehraufwand entsteht dem Landwirt aus Überzeugung natürlich schon: Der unter und zwischen den Modulen geplante Blühstreifen muss mindestens einmal, eher zweimal gemäht werden. Und auch die ungewohnte Bearbeitung mit häufigen Wenden bei wenig Platz, ist eine Herausforderung, der er sich jedoch gerne stellen möchte.
Den Minderertrag bei den Ackerfrüchten und den Mehraufwand bei der Bearbeitung gedenkt die Gesellschaft über die Stromerträge zu kompensieren. Hier kommt dann die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG ins Spiel, die ihr Wissen im Bereich Photovoltaikanlagen und Stromvermarktung in die gemeinsame Gesellschaft mit einbringen wird. Wie der für Freiflächen-Photovoltaikanlagen zuständige Vorstand Florian Oeß beschreibt, ist das Projekt ein weiterer Baustein für eine nachhaltige Energieversorgung und ein Modellprojekt, bei dem man zeigen möchte, wie man mit kreativen Ideen und einem regelmäßigen Austausch gemeinsam zu einer guten Lösung kommen kann und Klima-, Umwelt- und Naturschutz und Landwirtschaft in Einklang bringen kann.
„Uns ist es sehr wichtig, dass wir bei unseren Projekten mit den Landwirten auf Augenhöhe sprechen und gemeinsame Lösungen finden. Das kann, wie hier in Bad-Rappenau-Fürfeld eine Agri-PV Anlage sein, es kann aber auch eine Freiflächen-PV „klassischer“ Art sein, wenn die Landwirte und Grundstückseigentümer der Meinung sind, dass sie lieber eine Fläche komplett aus der Bewirtschaftung nehmen und dort für einen definierten Zeitraum Energie „angebaut“ wird.“, führt der BürgerEnergie-Vertreter weiter aus: „Es gibt hier keinen Masterplan, sondern man muss schauen, dass man mit den betroffenen Landwirten und Grundstückseigentümern, aber auch mit der Kommunalverwaltung und den Gemeinderäten in einen konstruktiven Austausch kommt.“
Und auch die Kommunen und Bürger sollen von solchen Projekten profitieren. Neben den Steuereinnahmen und Einnahmen aus der Kommunalabgabe nach EEG §6, über die die Bürger mittelbar über die Kommune profitieren, gibt es auch die Möglichkeit, dass sich Bürger an der BEG und in Form von Nachrangdarlehen auch an einzelnen Projekten beteiligen.
Weitere Informationen zu dem geplanten Projekt in Fürfeld und zu der Möglichkeit der Bürgerbeteiligung ist im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Herbst geplant.
Errichtung und Betrieb einer Bürger-Agri-PV-Anlage
auf ca. 20ha landwirtschaftlicher Fläche mit ~ 5 MWp
PV-Leistung. Nutzung der Fläche durch Landwirt (Getreideanbau)
Visualisierung Sonnige Projekte: Projektfläche
Foto F. Oeß: vergleichbare Anlage im Schwarzwald
Foto F. Oeß: vergleichbare Anlage im Schwarzwald
Foto F. Oeß: vergleichbare Anlage im Schwarzwald
Zur BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG:
Die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG engagiert sich ehrenamtlich für eine gemeinsame Klima- und Energiezukunft. Der Fokus liegt auf der Gewinnung und Verbreitung 100% regenerativer Energien. Mit dem „Kraichgauer Bürgerstrom“ liefert die BEG den Bürgern 100% Ökostrom – regional, erneuerbar, unabhängig. Durch die Organisation in einer „BürgerEnergieGenossenschaft“ wird eine breite Beteiligung der Bürger ermöglicht. Mit dem Kapital der Genossenschaftsmitglieder initiiert und realisiert die BEG Projekte zur Energiewende auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene, um eine nachhaltige und dezentrale Energieversorgung und damit die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu erreichen. Weiterhin sind Umwelt- und Naturschutz, soziale Projekte und Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit und des Zusammenhalts im Kraichgau und mit den benachbarten Regionen in der Satzung verankert.